Soll ich im Lebenslauf den Punkt „Hobbys“ angeben?
Die Antwort auf diese Frage ist ein klares „Jein“. Sie studieren eine Ingenieurwissenschaft und Ihr Hobby ist Klettern? Prima, dann habe ich eine richtig tolle Arbeitsstelle für Sie. Schreiben Sie Ihr Hobby unbedingt in Ihren Lebenslauf! Ach, Sie hören lieber Musik oder sehen gerne Netflix-Serien? Das würde ich rauslassen, denn das steht eher für eine sehr passive Freizeitgestaltung.
Das Klettern bekäme bei mir die Überschrift Sport. Und soziales Engagement oder ein Ehrenamt im Verein heißt bitte auch in Ihrer Bewerbung so und nicht nur Hobby.
Ein Hobby ist laut Wikipedia etwas, was Sie freiwillig und regelmäßig zum eigenen Vergnügen oder zur Entspannung betreiben. Es sollte demnach auch eine aktuelle Beschäftigung sein und nicht: Ich war als Kind mal im Ballett.
Was sollen denn Hobbys oder Freizeitbeschäftigungen überhaupt in Ihrem Lebenslauf? Sie zeigen Facetten jenseits des Studiums oder der Berufsausbildung, die einen lebendigen Eindruck von Ihnen vermitteln. Und das ist das Ziel Ihrer Bewerbung. Der mögliche Arbeitgeber soll sich von Ihnen ein nicht nur fachliches sondern auch menschliches Bild machen können, soll sich vorstellen können, dass sie ins Team passen und Ihren Aufgaben gewachsen sind. Und hier sollten Sie aufpassen, denn je nach Hobby kommen Sie als aktiver Teamplayer, computerfixierter Nerd oder übergewichtiger Couch-Potato rüber. Dagegen lässt so etwas Banales wie Joggen oder Radfahren den Bewerber als fit und ausgeglichen erscheinen. Und jemand, der sich zum Ziel gesetzt hat, in Etappen einmal rund um Deutschland zu radeln, ist gleichzeitig zielorientiert, strukturiert und abenteuerlustig.
Wandern, kochen, reisen oder lesen werden viel anschaulicher, wenn Sie es spezifizieren. Wo wandern Sie denn gern? Und was lesen Sie am liebsten? Krimis? Science Fiktion?
Ich habe allerdings auch schon erlebt, dass eine Angabe höchst kontraproduktiv war. Eine BWL-Absolventin, die sich im Management in der Modebranche bewarb, hatte als Hobby angegeben, eigene Mode zu entwerfen. Das wirkte so, als wolle sie in Wahrheit als Designerin dort eingestellt werden. Als sie es wegließ, bekam sie sofort eine Stelle. Auch sehr zeitaufwendige Freizeitvergnügen, wie täglich einen Privatzoo zu versorgen, oder gar gefährliche wie Basejumping schrecken Arbeitgeber eher ab.
Sie sollten den Punkt Hobby aber keinesfalls überbewerten. Man wird nicht wegen eines Hobbys eingestellt. Das Skurrilste, was ich erlebt habe, war ein Bewerber, der Kronkorken sammelte. Er bekam trotzdem die Stelle – weil er fachlich einfach unglaublich gut war.